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Epitaph der Kinder des Georg von Seisenegg (1509)

Epitaph der Kinder des
Georg von Seisenegg (1509)
© Bundesdenkmalamt, Wien, Fotoarchiv

Epitaph der Kinder des Jörg (d. J.) von Seisenegg, roter Marmor, im nördlichen Seitenschiff im dritten Joch an der Nordwand, 1897 von einem Standort weiter im Westen an derselben Wand dorthin übertragen. Hochrechteckige, fast quadratische Platte mit annähernd quadratischem Bildfeld: unter Zweipaßbogen mit Perspektive andeutender Hohlkehlenrahmung links Maria mit dem Jesusknaben auf dem Thron, rechts bedeutend kleiner die fünf verstorbenen Kinder (zwei Knaben und drei Mädchen) des Stifters, im Gebet kniend und zu Maria aufsehend, zu Füßen der ersten Figur ein Wappenschild, über den Figuren ein gewundenes Spruchband. Unter dem Bildfeld sechszeilige Inschrift.

H. 133 cm, B. 112 cm, Bu. 4 cm (I) und 3,5 cm (II). – Gotische Minuskel mit Versalien.

Textedition

			
I.
	O ma//ria // pitt // gott fur // unns // alle
II.
	Hie · vor · vnnsser · frawen · altar · lygen · begraben · hern · Jorign / van ·
	sewssnegck funff · kinder · mit · namen · wolfganngen / pernhardt · Jwo ·
	marigrethn · vnd · ain · katterina · die · gestarben / sindt · Zwischen · der ·
	Zeit an · freitag · vor · partholy·meya) anno / ym xiiijc lxxxxvj · Jaren · vnd ·
	nagstn · sambstag · nach · pfingste(n) / anno ym · xvc viiij Jaren · mit · den ·
	sey · vnnss · got · allen · genadigb) ·
		

Anmerkungen

Datum: 1496 August 19; 1509 Juni 2.

Wappen: Seisenegg

Kommentar

Die Genealogie der mit dem Meilersdorfern stammesverwandten Seisenegger ist für das 15. Jahrhundert aufgrund offenbar exzessiver Vergabe der Leitnamen Jörg (Georg) und Bernhard in mehreren Generationen und verschiedenen Linien des Geschlechts unzureichend geklärt. Die in der Folge genannten Belege zu Trägern dieser Namen sind daher möglicherweise jeweils auf unterschiedliche Personen zu beziehen. 1479 verkaufte der mutmaßliche Sohn eines älteren Jörg von Seisenegg, Bernhard, anstelle seines unvogtbaren Bruders Jörg (d. J.) diverse Güter und Gülten in der Gegend um Waidhofen a. d. Ybbs an Bischof Sixtus von Freising.

1481 war dieser jüngere Jörg Pfandinhaber von Persenbeug, 1493 fungierte er als Gerhab der unvogtbaren Kinder seines 1484 wohl im Kampf gegen die ungarischen Truppen ums Leben gekommenen und in Baumgartenberg bestatteten Verwandten („vetters“) Wolfgang von Seisenegg, Jörg und Margarete, und verkaufte zur Verminderung von deren ererbten Schulden seinem Schwiegervater Andreas Krabat von Lappitz das Amt Elsenreith mit dem zugehörigen Dorf Merkengersch und anderem Streubesitz als Zubehör. 1494 trat er mit 100 Reisigen in landesfürstliche Kriegsdienste. 1505 fungierte er, ausdrücklich als Ritter bezeichnet, als Anwalt des Landes ob der Enns, im Folgejahr wurde er NÖ Regimentsrat von Haus aus, 1508 nahm er noch als Angehöriger des Ritterstands am NÖ Landtag am 29. September in Krems teil. 1513 verkaufte er Kaiser Maximilian I. das schon 1455 neben dem Adelssitz Kälberhart samt Zubehör als landesfürstliches Lehen im Besitz Jörgs (d. Ä.) befindliche Schloß Wimberg und erhielt im Gegenzug die vormalige landesfürstliche Burg und Pfandherrschaft Weitenegg, nach der er in der Folge den Freiherrentitel führte. 1517 verglich er sich mit seinem „schwager“ Sebastian Grabner von Rosenburg über die Erbansprüche nach dessen verstorbener Frau Apollonia und erhielt – hier bereits als kaiserlicher Rat und Freiherr von Weitenegg bezeichnet – mehrere ehemals von den Wallseern bzw. dem verstorbenen Christoph von Ror stammende landesfürstliche Lehen. 1527 war er offenbar, wie vielleicht schon 1503, auch noch Inhaber der Burg Kronsegg und des Patronats über die Pfarrkirche Schiltern und gehörte zu den Unterhändlern eines wechselseitigen Verkaufs vorher strittigen Besitzes zwischen Hans von Puchheim zu Horn und Wolfgang Matseber zu Judenau. Aus der gewaltigen Erbmasse der 1483 mit Reinprecht (V.) in männlicher Linie ausgestorbenen Wallseer hatte er zudem das halbe Schloß Achleiten als nunmehr landesfürstliches Lehen erworben, das er 1527 als Afterlehen an Wolfgang Sinzendorfer ausgab. Zu nicht näher bekanntem Zeitpunkt hatte er die Herrschaft Lengenfeld, ein kaiserliches Lehen, angeblich dem Kremser Bürger Hans Espa(i)n (?) widerrechtlich zu freiem Eigen verkauft.

Helena Krabat von Lappitz, die älteste Tochter des als Verfasser umfangreicher, oft unzutreffend als „Autobiographie“ bezeichneter Familienaufzeichnungen bekannten Aufsteigers aus dem kroatischen Niederadel, Andreas Krabat von Lappitz, und der Elisabeth Harasser, hatte der wohl gegen Jahresende 1527 verstorbene Seisenegger vermutlich um 1490 geheiratet, aus der Ehe stammte wenigstens ein die Vogtbarkeit erreichender Sohn Christoph, der nach dem Tod seines Vaters 1528 die ererbten Lehenstücke ausgab. Der in Niederösterreich ungewöhnliche Vorname Ivo, den offenbar der dritte frühverstorbene Sohn der Eheleute laut Inschrift erhalten hatte, erklärt sich gegenüber den bei den Seiseneggern häufig vergebenen Leitnamen Wolfgang und Bernhard offenbar als Zugeständnis an entsprechende Wünsche der halb kroatisch-stämmigen – in der Inschrift jedoch nicht genannten – vor 1515 verstorbenen Mutter der Kinder. Die Seisenegger starben mit dem genannten Christoph in den beiden österreichischen Erzherzogtümern noch vor 1574 aus.

Während das Epitaph von Harry Kühnel und Gert Adamek aus stilistischen Überlegungen zur Gesichtszeichnung dem Werkstattumkreis des aus Regensburg stammenden Salzburger Bürgers und Bildhauers Hans Valkenauer zugeordnet wurde, ist auch eine Verwandtschaft des Figurenstils und des inschriftlichen Formenbestands mit den Arbeiten der Werkstätte „Sigmund Rueders“ im Bearbeitungsgebiet evident. Die Gesichter Marias und des Christus-Kinds erinnern etwa stark an die Köpfe der entsprechenden Figuren auf der figürlichen Grabplatte des Hans und der Elisabeth von Starhemberg (nach 1494) an der Pfk. Hellmonsödt, deren Inschrift ihrerseits auf die „Rueder“-Werkstatt verweist.

Die typischen Versalien der „Rueder“-Werkstatt scheinen in der gegenständlichen, besonders am Ende von Z. 5 mit deutlicher Linksneigung eingehauenen Inschrift jedoch nicht auf. Für die „Rueder“-Werkstatt wie generell den überwiegenden Teil zeitgenössischer Gotischer Minuskel-Inschriften des Bearbeitungsgebiets ungewöhnlich sind die breiten Proportionen der Buchstaben, bei denen zweischaftige Formen fast in ein Quadrat einschreibbar sind. Aus dem wenig signifikanten Formenkanon seien hier nur erwähnt a mit vereinzelt nicht bis zur Mittellinie reichendem senkrechten Teil des gebrochenen unteren Bogens, der obere mit stark, mitunter bis zum Schaft einwärts geschwungenem Haarstrich geschlossen, g, bei dem der obere Teil des gebrochenen oberen Bogens als über den senkrechten Teil hinausragender Rechtsschrägschaft ausgebildet ist und der gebrochene untere Bogen nur wenig über die senkrechte Achse des Buchstabens nach links ragt, das fast ausschließlich verwendete Bogen-r, meist aus zwei übereinandergestellten kurzen Linksschrägschäften, selten aus Quadrangel über verkürztem Schaft zusammengesetzt, und y, bestehend aus spitz zulaufend in den Unterlängenbereich reichendem linken Schaft und rechtem Schrägschaft aus Quadrangel an der Oberlinie und zum linken Schaft an die Basislinie strebendem Haarstrich.

Quelle: http://hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj141.xmlhttp://hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj141.xml

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