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Schloss Seisenegg: Von der Mautburg zur Trauungs- und Eventlocation

NÖN-Redakteur Thomas Lettner stattete dem Schloss Seisenegg einen Besuch ab und bekam eine Führung von Schlossherr Maximilian Mautner Markhof persönlichSchlossherr Maximilian Mautner Markhof braut in der Schlossbrauerei das Seisenegger Schlossbier.

MMM in seiner Brauerei

(Foto: Thomas Lettner)

Der Erbauer des Schlosses Seisenegg und der Zeitpunkt der Errichtung sind unklar. Ab 1303 siedelten sich hier die Wallseer an, die Gefolgsleute der Habsburger waren. Ursprünglich handelte es sich nicht um ein Schloss, sondern um eine Mautburg. „Die Donau war damals bei Grein nur schwer schiffbar. Direkt am Schloss vorbei führte eine Straße, die durch zwei große Tore und zwei Brücken abgesperrt werden konnte. Die Wallseer kontrollierten somit den gesamten Warenverkehr von Wallsee bis nach Ybbs”, berichtet Besitzer Maximilian Mautner Markhof. Wie ein Treppenwitz der Geschichte mutet an, dass heutzutage oft Lkw von der A1 ab- und durch Seisenegg fahren, um den Mautbalken auf der Autobahn zu umgehen.

Schiffskanone als Hochzeitsgeschenk

Die Verwaltung übergaben die Wallseer an niederen Adel wie Ritter und Freiherren, die die Maut kassierten und Recht sprechen durften. Unter den beiden „Gerichtslinden” am Eingang des Schlosses wurden die Gerichtsurteile verhängt. Während der Verhandlungen sperrte man die Beschuldigten in zwei Gefängniszellen ein. Ansonsten waren sie im Scharfrichterhaus außerhalb der Burg inhaftiert. „Während Adelige üblicherweise geköpft oder gevierteilt wurden, war das gängige Todesurteil hier in Seisenegg der Strang”, weiß Mautner Markhof. Die Hinrichtungsstätte befand sich außerhalb der Burg. Die Todesurteile wurden in Anwesenheit der Bevölkerung vollstreckt. Vor dem Schlosshof hängt eine Doppelleiter, auf der der Henker und der Verurteilte nebeneinander zum Strang hinaufkletterten, sowie Schützentafeln und Jagdnetze. Ein besonderer Blickfang ist die Schiffskanone, ein Hochzeitsgeschenk von Erzherzog Eugen von Österreich an Melanie von Risenfels, die 1934 den Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana heiratete. „Die Schiffskanone ist eigentlich nur ein Scherzartikel. Die hauseigenen Kanonen mussten zur napoleonischen Zeit abgegeben werden”, erzählt der Schlossinhaber.

Kapelle zum Schutz vor Angriffen

Während der zwei Wiener Türkenbelagerungen wurde die Burg zwei Mal von den Osmanen angegriffen. Zum Schutz vor Angriffen wurde schon 1380 in der Auffahrt eine doppelgeschoßige Burgkapelle erbaut. Auf den Fresken in der Marienkapelle sind unter anderem das Jüngste Gericht und Reinprecht II. von Wallsee abgebildet. Anfangs fanden hier Sonntagsmessen statt. 1580 bekam die Burg protestantische Eigentümer, wodurch aus der Kapelle ein Betraum wurde. Als die Burg 1672 wieder in den Besitz katholischer Eigentümer kam, wurden in der Kapelle Samstagabendmessen abgehalten, um nicht in Konkurrenz zur Pfarre Viehdorf zu treten.

Schlossherr braut sein eigenes Bier

In der Renaissancezeit wurde die Burg zum bewohnbaren Schloss umgebaut. Die Wehrtürme sind noch original erhalten. Die Außenmauern wurden Anfang des 19. Jahrhunderts verkleinert. Der runde Kanonenturm wurde abgetragen und stattdessen die klassizistische Schaufassade errichtet. Auch der Wassergraben und die Zugbrücke wurden entfernt. Der Palas der Burg, der im Mittelalter Wohnbereiche, den Gerichtssaal, einen Getreidespeicher und die Waffenkammer beinhaltete, beherbergt heute einen neuen Gerichtssaal, ein Archiv, eine Bibliothek, einen Theaterraum, Wohnräumlichkeiten und den Standesamtssaal für Amstetten und Viehdorf. Über 300 Jahre gab es im Schloss Seisenegg eine Brauerei. Mautner Markhof, der aus einer alten Brenner- und Brauerfamilie stammt, hat 2019 in der ehemaligen Wagen-Remise eine neue Schlossbrauerei eingerichtet. Das Seisenegger Schlossbier gibt es in den Sorten dunkel, Lager (nach altem Familienrezept), weiß und blond.

Restaurierung noch nicht beendet

Die Wallseer besaßen das Schloss von 1303 bis 1483. Danach hatte es verschiedene Eigentümer, unter anderem das Adelsgeschlecht Schallenberg. Ab 1598 gehörte es dem Juristen Johann Linsmayer, der sich später Freiherr von Greiffenberg nannte. 1679 kauften die Freiherren Riss von Risenfels das Schloss. Das Adelsgeschlecht starb 1984 aus. Das mittlerweile nach einer Einsturzkatastrophe langsam dem Verfall preisgegebene mittelalterliche Hochschloss und Teile des Renaissancebaus wurden nach 1991 von Thomas Wassibauer und ab 2005 vom heutigen Eigentümer Maximilian Mautner Markhof, der mit der jüngsten Erbtochter des Geschlechts von Risenfels weitschichtig verwandt ist, behutsam wiederhergestellt. „Die Hauptrestaurierungszeit war von 2005 bis 2008. Ab 2009 waren die Grobarbeiten beendet und das Schloss wieder bewohnbar. Wir haben darauf geachtet, dass Holz, Böden und Utensilien aus Eisen in ihrer historischen Form wiederaufbereitet werden”, erklärt Mautner Markhof. Für die Restaurierungsarbeiten, die noch immer andauern, ist die Firma Buchinger aus Linz zuständig.

[Artikel in der NÖN vom 22.06.2024 von Thomas Lettner]

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