Christoph von Schallenberg gehört zusammen mit seinem Lehrer Georg Calaminus zu den wichtigsten Dichtern des Späthumanismus in Österreich und ist Zentralgestalt eines literarisch engagierten, vorwiegend protestantischen, Landadels ob und unter der Enns.

Der 1651 auf Burg Piberstein im oberösterreichischen Mühlviertel geborene Christoph von Schallenberg entstammt einer obderennsischen Ritterfamilie. Sein Vater Wolf von Schallenberg hielt sich nach dem Verfall der namengebenden Stammburg meist auf Piberstein und Luftenberg (bei Steyregg) auf, verfügte aber auch über Besitzungen in Niederösterreich (Ruppersthal, Joching, Franzhausen). Christophs Mutter war Eleonore von Prinzenstein, deren Großvater, der gelehrte Arzt und Schriftsteller Paulus Ricius, 1530 mit der Erhebung in den Freiherrenstand auch zum Stammvater der Sprinzenstein wurde. Die obderennsischen Landstände sorgten dafür, dass ihre adeligen Zöglinge an der Landschaftsschule (Enns, später dann in Linz) nach den neuesten Errungenschaften der protestantischen Pädagogik ausgebildet und für ein Universitätsstudium vorbereitet wurden. Christoph begab sich 1578 mit seinem Hofmeister Mag. Johannes Spereisen zunächst an die Universität Tübingen und immatrikulierte zwischen 1580 und 1582 an den Universitäten Padua, Bologna und Siena, um sich im Jus-Studium zu vervollkommnen. Das Studium des römischen Rechts an italienischen Universitäten eröffnete den Zugang zu landesfürstlichen Ämtern und förderte das Fortkommen im Hof und Kriegsdienst. 1583 kehrte Schallenberg wieder in das Haus seines Vaters zurück. 1584 finden wir ihn bereits als Truchseß und Panatier (Bannerherr) im Hofstadt des Erzherzogs Matthias in Linz und Wien. Die Heirat mit der Erbtochter Marusch (Margarethe) von Lappitz, macht Schallenberg für einige Jahre (1588-159) zum Inhaber der Herrschaft und des Landgerichts Seisenegg. Gestützt auf alte Patronats- und Vogteirechte exponiert er sich hier als Schutzherr der mehrheitlich lutherischen Bevölkerung und scheut vor kämpferischen Auseinandersetzungen mit dem katholischen Klerus nicht zurück. Häufig ist Schallenberg auf dem benachbarten Schloss Freydegg beim protestantischen Kunst- und Literaturmäzen Reichhard Strein von Schwarzenau zu Gast, in dessen Bibliothek und Archiv auch Georg Calaminus anzutreffen war. Im Sommer 1591 nimmt Schallenberg an einer von Strein geleiteten Expedition auf den Ötscher teil, die von Kaiser Rudolf II. zwecks Erforschung des sagenumwobenen Höhlensystems in Auftrag gegeben wurde.
Nach dem 1592 erfolgten Verkauf von Seisenegg, verlegte Schallenberg seinen Wohnsitz auf die neu erworbene Burg Leombach (Gde. Sipbachzell bei Wels, OÖ.) und begann sie zeitgemäß umzubauen. Für künftige Dichtersymposien ließ er im Schlossgarten eine Quellgrotte errichten. Kaum in Leombach sesshaft, wird Schallenberg im März 1594 zum kaiserlichen Regimentsrat ernannt, rückt zum Regenten der niederösterreichischen Lande auf und erhält 1595 das als kaiserlicher Kommandant der Donauflottille den Auftrag, den Truppennachschub auf der Donau im Kampf gegen die Türken zu organisieren. Sowohl das zivile wie das militärische Amt begleitete Schallenberg bis zu seinem frühen Tod. Auch vier seiner Brüder beteiligten sich im Kampf gegen die Osmanen; sie fielen alle früher oder später diesen Krieg zum Opfer. Schallenberg übersiedelt mit Gattin Marusch und mittlerweile drei Kindern 1594 nach Wien. Der Gut Betrieb auf den Besitzungen ob der Enns wird aufgegeben. Nach einer schweren Erkrankung, wie er sich in Ungarn zugezogen hat, wird er nach Wien transportiert, wo im April 1597 „am Reissen und Stein“ stirbt. Sein Leichnam wird in der Gruft der Kirche von Franzhausen bestattet. Das Geschlecht der Schallenberg blüht heute noch.
Werke und Briefe
Das literarische Lebenswerk Christoph von Schallenberg besteht aus lateinischen „Carmina“ „Deutschen Poetereyen“, lateinischen und deutschen Briefen sowie einem Feldtagebuch vom Juli 1596. Mangels zeitgenössischer Verbreitung seiner Gedichte im Druck blieb Schallenberg Œuvre weitgehend unbekannt und geriet, da es keinen weitreichenden Einfluss auf die Weiterentwicklung der Literatur ausüben konnte, nach seinem frühen Tod völlig in Vergessenheit. Wichtigste Quelle für sein dichterisches Werk ist der in der Handschriftensammlung der österreichischen Nationalbibliothek befindliche »Codex Ser. Nov. 94« mit Schallenberg gesammelten Dichtungen. Es handelt sich jedoch nicht um Autographen, sondern um eine von zwei verschiedenen Schreibern angelegte Sammlung. Die erste Druckausgabe in Verbindung mit einer ersten literaturhistorischen Einordnung Schallenbergs besorgte Hans Hurch (Tübingen 1910) und später Robert Hinterndorfer in einer neuen textkritisch übersetzten und mit Kommentaren ergänzten Werkausgabe (Wien-Zürich 2008).