Greiffenberg – Glaube, Freundschaft und Kollegialität im 17. Jahrhundert Hartmut Laufhüttes Edition des Briefwechsels zwischen Sigmund von Birken und Catharina Regina von Greiffenberg (von Cristina Pumplun) Einblicke in das Privatleben von Autoren der Frühen Neuzeit werden heutigen Lesern nicht häufig geboten. Nun liegt jedoch eine Ausgabe vor, anhand derer sich…
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(Catharina Regina von Greiffenberg)
1.
In den angenehmen Auen /
komm ich / Gottes Güt zuschauen /
wann der Abend einher bricht.
wann die Schäflein bey der Tränke /
seinen Wundern ich nach denke /
meine Lobes-Pflicht verricht.
2.
Setz mich bey dem Bächlein nider /
und betrachte hin und wider /
meines Schöpffers Schaffungs-Kunst /
in der Erden Blumen-bringen:
die will mit dem Himmel ringen /
ob ertheilter Gnaden-Gunst.
3.
In dem kommet mir zu Ohren /
so beliebt und auserkohren
meiner Nachtigalle Schall;
da die Tochter in den Lüfften
macht erschallen aus den Klüfften:
dir sey Preiß / O ewigs All?
4.
Pfleg die lange Zeit zu kürzen /
und die Einsamkeit zu würzen /
mit der keuschen Bücher-Lust:
jedes Blat / ist mir ein Flügel /
und ein nachgelassner Zügel /
zu der süssen Himmel Brust.
5.
Laß die Schaf in Schatten stehen /
pfleg dieweil auf sie zu sehen:
denke dieser Hoheit nach /
die ich künfftig werd besitzen /
da mein‘ Ehren-Kron wird glitzen
als die Sonne tausendfach.
6.
Ob ich dieser Zeit schon habe
nichts / als meinen Hirtenstabe:
weiß ich doch ein Königreich
inner dem Saphiren-Dache /
und Demantinen Gemache /
das ich sterbend‘ erbe gleich.
7.
Lebe von der Schäflein Wolle /
wünsche nichts / als was ich solle /
bin in meiner Armut reich /
und ein Königin bey Schaafen /
kan ohn‘ Angst und Sorgen schlaffen /
werd ob keinem Stürmen bleich.
8.
Gottes Lob ist all mein dichten:
alls pfleg‘ ich dahin zu richten /
daß sein Name werd gepreist.
In betrachtung seiner Wunder /
leg‘ ich mich: und werde munder /
daß er der noch mehr mir weist.
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