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Geschichte

Zu welchem Zeitpunkt die Burg Seisenegg gegründet wurde und wer die ersten Besitzer waren, ist aus den Quellen nicht ersichtlich. Die strategisch günstige Lage der Burg auf einem allseitig abfallenden, von natürlichen Gräben umgebenen Felsen zwischen zwei Bächen deutet auf eine Entstehungszeit in früher Zeit hin.

Die ersten urkundlich faßbaren Besitzer der Doppel-Wehranlage waren um 1267 Heinrich de Sisaneke – Landgerichtsherr im oberösterr. Machland, 1285 Arnold der Piber von Rottenegg und Helfenberg mit Gattin Margarethe und bis 1303 Konrad II. von Sumerau mit Gattin Agnes (am „Burgstall“ zu Seisenegg), bzw. Friedrich von Peyger mit Gattin Offmei und Wilhelm von Peyger mit Gattin Peters, geb. Hohenberg (am „Haus“ zu Seisenegg).

Ab 1303 sind die Herren von Wallsee als Eigentümer genannt, die jedoch die Pflegschaft und Verwaltung an ritterliche Gefolgsleute weitergaben. Es waren dies u. a. die Familien der Meilensdorfer und Alindorfer, die sich „von Seisenstein“, bzw. „von Seisenegg“; nannten. Auch wird ein Ulrich II. von Rohrbach [†1426] als Pfleger auf Seisenegg genannt. Die Wallseer, die die Herrschaft Seisenegg zu 1/3 als landesfürstliches Lehen und zu 2/3 als freies Eigentum besaßen, hatten 1413 für ihre Herrschaft und einen weiten Umkreis die Blutgerichtsbarkeit – das „Landgericht“ – erworben.
Auf Befehl des Landesfürsten Herzog Albrecht VI. von Habsburg belagerte 1463 ein Jörg von Seisenegg mit schwerem Geschütz die Burg Weitenegg in der Wachau gegen den aufständischen Wiener Bürgermeister Wolfgang Holzer und eroberte sie schließlich.


Nachdem die Wallseer im Mannesstamme 1483 ausgestorben waren, brachte die Erbtochter Barbara von Wallsee den Besitz an die Grafen von Schaunberg. 1499 folgte Andreas „Krobath“ Ritter von Lappitz [†1506], der bereits 1484 als Pfleger auf Seisenegg eingesetzt worden war, nachdem er 11 Jahre zuvor die Herrschaft Leiben im Yspertal erworben hatte. Sein Enkel, der Jurist Ulrich von Lappitz [†1531] wird als Besitzer der Herrschaften Weitenegg, Leiben und Seisenegg genannt.
1567 war von der Familie nur mehr Margarethe am Leben, die 1588 Christoph von Schallenberg ehelichte. 1591 erwarb Dr. Johann Linsmayer die Herrschaft, mußte sich aber mit den Besitzansprüchen von Albrecht Enenckel von Albrechtsberg a.d. Pielach vergleichen. So konnte er erst ab 1598 Seisenegg in Besitz nehmen.

Johann Linsmayer [1542-1608] entstammte dem Wiener Bürgertum und war, nach seinen juristischen Studien an italienischen Universitäten, in Graz in den landesfürstlichen Dienst getreten. In seiner Eigenschaft als Jurist hat er sich in Niederösterreich in Zusammenarbeit mit dem Hofkammerpräsidenten Reichard Streun von Schwarzenau (auf Freydegg bei Ferschnitz) durch die Ausarbeitung des Entwurfs der Kodifikation des heimischen Rechts im „Streun-Linsmayerischen Landtafelentwurf“ ein Denkmal gesetzt. Als kaiserlicher Rat in der Finanzverwaltung erwarb er bald ein ansehnliches Vermögen und erwarb zahlreiche Besitzungen in Niederösterreich (Weinzierl, Seisenegg, Schlickenreith, Edla, das Amt Neustadtl, Freienstein, Karlsbach und Wasen) und das Kupferbergwerk Radmer in der Steiermark. Dort ließ er das kleine Schlößchen Greiffenberg errichten. 1602 wurde er in den erblichen Adelsstand als „Edler von Greiffenberg“ erhoben und erhielt noch 1608 die Freiherrenwürde.

Linsmayer, nunmehr Freiherr von Greiffenberg, war dreimal verheiratet: Seine erste Gattin war Katharina Stainwerfer, die Tochter eines wohlhabenden Eisenerzer Gewerken und Radmeisters. Die zweite Frau war Salome Fernberger von Egenberg aus einem oberösterreichischen Ritterstandsgeschlecht. Die dritte Ehe schloß er mit Susanna Catharina von Teuffenbach, die aus einer hochangesehenen Herrenstandsfamilie steirischen Uradels stammte. Johann von Greiffenberg Freiherr auf Seisenegg verordnete testamentarisch die Errichtung einer standesgemäßen Erbgruft für sich und seine Nachkommen in der nächst Seisenegg gelegenen Pfarrkirche zu Viehdorf, starb aber hoch verschuldet. So mußte sein ältester Sohn und Erbe Hans Gottfried [1577-1641] alle Herrschaften – mit Ausnahme Seiseneggs, der Winkelmühle und des Bergwerkes veräußern. Das Kupferbergwerk mit über 200 Mitarbeitern verursachte durch eindringende Wässer enorme Kosten, lieferte aber hochqualitatives Kupfer, das weit über die Grenzen Österreichs gehandelt wurde. An einen der wichtigsten und prominentesten Geschäftspartner Greiffenbergs, dem Herzog von Württemberg, erinnerte im Schloss von Seisenegg ein aus gußeisernen Platten zusammengesetzter Renaissance-Ofen von 1612 aus der Schmelzhütte Heidenheim-Königsbronn, der heute leider verschollen ist. Hans Gottfried war zweimal verheiratet, hatte aber keinen Sohn. Daher übernahm, nach Hans Gottfrieds Tod 1641, sein jüngerer Stiefbruder Hans Rudolf [1608-1677] das Erbe und die Vormundschaft über dessen Kinder Catharina Regina [1633-1694] und Anna Regina [† 1651].


Catharina Regina Reichsfreiin von Greiffenberg wurde am 7. September 1633 auf Schloss Seisenegg in die typische Welt des niederösterreichischen Landadels hineingeboren. Gleich den meisten Angehörigen ihres Standes hielten auch die Greiffenberg zum lutherischen Glauben, wodurch sie den religionspolitischen Repressalien der Gegenreformation im katholischen Habsburgerstaat ausgeliefert waren. Die Biographie Catharinas wurde dadurch weitgehend bestimmt und nachhaltig beeinträchtigt. Wie alle ihre Glaubensgenossen stand auch sie schließlich vor der schmerzlichen Entscheidung: Konversion oder Emigration! Sie hat als unbeugsame Patriotin bis zum äußersten ausgeharrt und erst als eine der letzten ihre Heimat verlassen.

Catharinas literarische Anfänge wurzeln in der nachsommerlichen Spätphase einer noch eigenständigen protestantischen Adelskultur in Niederösterreich. Ihr Mentor war der weithin bekannte Übersetzer spanischer und französischer Schäferromane, der auf der Schallaburg bei Melk ansässige Johann Wilhelm von Stubenberg. Dieser stand mit Harsdörffer und Birken in lebhaftem Briefwechsel und hat auch seine Freunde mit diesen wichtigen Repräsentanten der deutschen Literaturszene zusammengeführt. Die besondere Art der Nürnberger Sprachpflege, die Vorliebe für Emblematik, Wortspiel und Klangmalerei fand in der niederösterreichischen Adelsschriftstellerei ihren Niederschlag. Als Pflegestätte der Schäferdichtung war der Pegnesische Blumenorden zu einer Verbindung mit dem literarisch produktiven Kreis der niederösterreichischen Edelleute bestens disponiert. Hiezu trug auch der Umstand bei, daß ein beträchtlicher Teil bereits emigrierter Standesgenossen die religionstolerante Reichsstadt als Zufluchtsort gewählt hatte.


Zu Ostern 1660 kam es über Stubenbergs Vermittlung in Nürnberg zur ersten Begegnung der 27jährigen Catharina von Greiffenberg mit Birken, dem einflußreichen Manager im Reich der Poesie. Sie muß faszinierend auf ihn gewirkt haben, und er macht aus seiner Bewunderung für sie kein Hehl: 
„Diese Dame, ist wohl ein Wunder unsrer Zeit. Die Schönheit und Holdseeligkeit, wiewol sie in diesem Stuck wenig ihres gleichen hat, ist ihr geringster Ruhm: weil solche durch Geistes Schönheit, wie der Mond von der Sonne überglänzet wird. In ihren sitten ist nichts dann Adel: und welches das seltsamste, ohn alle Eitelkeit. Ihr Gedächtnis, von der Vielbelesenheit erfüllet, und mit dem reifesten Urtheil allemal vergesellschaftet, machet sie höchst redseeligt. Ihr Verstand sehet allen sachen auf den grund und sezet sein Aug in den Mitteldupf, alle ümstände auf einmal zu überschauen.“ 
Birken erkannte in ihr spontan die echte Künstlerin. Ab sofort lektorierte er ihre Gedichte, verschaffte ihr einen Verleger und übernahm bis an sein Lebensende die Redaktion ihrer sämtlichen Werke.

Im Jahre 1662 erscheint bei Endter in Nürnberg Catharinas Erstlingswerk, die Sammlung „Geistliche Sonnette/ Lieder und Gedichte/ zu Gottseeligem Zeitvertreib“. In einer von Birken verfaßten „Vor-Ansprache zum edlen Leser“ wird die bislang unbekannte Autorin als „Teutsche Uranie“ vorgestellt. Von diesem Zeitpunkt an entspinnt sich ein intensiver Briefwechsel zwischen den beiden, in welchem Catharina ihren Partner stets als „Innigfreund“ anspricht, damit bewußt rein geistige Affinität ausdrückend. Birken seinerseits respektiert diese „Innigfreundschaft“ und akzeptiert sie in ihrem religiösen Ernst, in auffälligem Gegensatz zu den ansonsten von ihm gepflogenen Galanterien mit den Pegnitzschäferinnen. In seinen Tagebüchern — seine an Catharina gerichteten Briefe sind leider nicht erhalten — scheint die ferne Freundin vorzugsweise als „illustra“ oder „illustrissima Uranie“ auf.

Catharina Regina von Greiffenberg stand in Niederösterreich als „Ister-Nymphe“ im Zentrum der etwas rätselhaften und nur fragmentarisch faßbaren „Ister- Gesellschaft“ (abgeleitet von „Ister“, d.i. die antike Bezeichnung für die Donau). Es handelte sich dabei um einen poetisch-arkadischen Zirkel kunstsinniger Edelleute, die einander in lockerer Vereinigung zur Pflege kultureller und gesellschaftlicher Kontakte trafen. Die Vorbildwirkung der Sprach- und Dichtergesellschaften Deutschlands, vor allem des Pegnesischen Blumenordens, ist evident.

Catharina Regina von Greiffenberg stand in Niederösterreich als „Ister-Nymphe“ im Zentrum der etwas rätselhaften und nur fragmentarisch faßbaren „Ister- Gesellschaft“ (abgeleitet von „Ister“, d.i. die antike Bezeichnung für die Donau). Es handelte sich dabei um einen poetisch-arkadischen Zirkel kunstsinniger Edelleute, die einander in lockerer Vereinigung zur Pflege kultureller und gesellschaftlicher Kontakte trafen. Die Vorbildwirkung der Sprach- und Dichtergesellschaften Deutschlands, vor allem des Pegnesischen Blumenordens, ist evident.


Einen eigenen Kreis innerhalb der Istergesellschaft bildeten die „Ister-Nymphen“, unter denen die Greiffenberg als „Ister-Clio“ eine dominierende Rolle gespielt hat. Zu den engsten Vertrauten — meist sieben an der Zahl –, die wiederholt auf Seisenegg zusammentrafen, zählten zwei Gräfinnen Zinzendorff, eine Gräfin Ranzau sowie eine Frau von Laßberg als „Dora“. Eine „Isidora“ läßt sich als Maria Katharina Hede, die spätere Gattin des Nürnberger Superintendenten Heinrich Arnold Stockfleth, nachweisen. Auch eine „Iris“ und „Helliclora“ werden erwähnt, deren Identitäten jedoch unbekannt bleiben. Schließlich ist noch „Isis“ zu nennen, die — als Susanna Priefer bürgerlicher Herkunft — mit Catharina Regina zusammen auf Seisenegg aufgewachsen war. Sie wanderte frühzeitig nach Nürnberg aus und heiratete dort den angesehenen Weinhändler Georg Popp, in dessen Wirtshaus am Obstmarkt auch Birken häufig einkehrte. Die erwähnten Frauen — adelige und bürgerliche — bildeten zusammen mit Clio/Catharina den letzten Rest jener einst über ganz Niederösterreich und Wien verbreiteten Istergesellschaft, die durch zunehmende Emigration der meisten Mitglieder schließlich auf den kleinen Seisenegger Kreis zusammenschmolz. 

Das Renaissanceschloss Seisenegg hat für die geselligen Zusammenkünfte der Isternymphen einen äußerst dekorativen Rahmen geboten: Man lustwandelte vor der Kulisse einer treppenförmig ansteigenden Gartenanlage mit idyllischem Teich und konnte sich disputierend in eine von Ginster und Jasmin überwucherte „Grotta“ — eine Art Eremitage — zurückziehen. Das bukolische Ambiente inszenierte man offensichtlich nach den Nürnberger Vorbildern, wie dem Poetenwäldchen an der Kleinweidenmühle oder dem Irrhain bei Krahof. Mögen somit die äußeren Komponenten der verspielten Nürnberger Schäfermode verpflichtet gewesen sein, so waren die inneren Beweggründe dieser Zusammenkünfte doch grundsätzlich anderer Natur. Der Kreis war — sieht man von Catharina ab — kaum literarisch produktiv, sondern hatte den Charakter eines ästhetisch-religiösen Konventikels, in dem sensible Gemüter Trost und Zuflucht vor einer unabänderlichen politischen Realität suchten und vorübergehend auch finden mochten. In der Begegnung mit Gleichgesinnten und Gleichgestimmten pflegte man gottseligen Zeitvertreib“ im Austausch religiöser Erfahrungen und vollzog über das Medium des Buches eine Art innere Emigration. Ein Beispiel für das pastorale Ritual, mit welchem die Isternymphen einander begegneten, bietet das aus Catharinas Feder stammende emblematische Gesprächsspiel „Tugend-Übung Sieben Lustwehlender Schäferinnen“, das um 1660 entstanden sein dürfte. Als Vorbild für derlei gesellige Exerzitien sind unschwer Harsdörffers „Frauenzimmer-Gesprechspiele“ zu erkennen. Trotzdem bleibt Catharinas Verhältnis zur Schäferdichtung ambivalent. Ist auf der einen Seite eine totale Ablehnung des weltlichen Inhalts der Schäferdichtung festzustellen, so bleibt auf der anderen Seite die Aneignung von deren Form. Mit anderen Worten: es herrscht die Tendenz, christliche Meditation schäferlich einzufärben.

Selbstverständlich war die Greiffenberg bestrebt, ihren „Innigfreund“ in den Kreis der Isternymphen einzuführen. Zweimal — im Sommer 1666 und im Frühjahr 1667 — erging an Birken die dringliche Einladung, nach Seisenegg zu kommen. Dort sei der „Isterfluß willens Ihme zu Krönen, und zu dem Ende giest Er frischen Safft in seine Strandgestreüche, daß Sie den wehrten Floridan in der Flor-Zeit bekränzen“. Der vielbeschäftigte und oft kränkelnde Birken scheute jedoch die Strapazen einer so weiten Reise und den damit verbundenen Zeitverlust. Daher hat Catharina/Clio ihn in absentia zum „Groß-Hirten“ der Isternymphen kooptiert und ihm den Gesellschaftsnamen „Silvano“ übertragen, womit sie ihn fortan in ihren Briefen tituliert.

Trotz des aufkeimenden Ansehens und des Erfolgs ihrer von Birken redigierten, in Nürnberg verlegten Andächtigen Betrachtungen verlief ihr weiteres Leben wenig glücklich. Ihr Schaffensprozeß wurde immer wieder durch mancherlei Widerwärtigkeiten und seelisches Leid irritiert und gehemmt. Die gegen ihren Willen 1664 geschlossene Ehe mit dem um 30 Jahre älteren Stiefonkel Hans Rudolph, die wiederholten Angriffe auf ihre Glaubensüberzeugung, der wirtschaftliche Ruin durch den entschädigungslosen Verlust aller Besitzungen in der österreichischen Heimat sowie häufige Krankheiten verdüsterten ihr Leben. Einziger Trost in diesen kummervollen Jahren zunehmender Isolation auf Seisenegg blieb der Briefwechsel mit Birken/Silvano. Catharina bedarf dieser intensiven Korrespondenz mit dem „Innigfreund“, um ihre „Sorgen Auf Ihm Abzubürden“. Ausdrücklich bekennt sie: Es müssen nicht Allezeit gelehrte und hohe Briefe seyn, wann Sie nur Verträulich und Treuherzig seyn; herz gutt, Alles gutt.

Nach ihres Gatten frühem Tod (1677) faßte sie endlich den Entschluß zur Emigration. Sie wünschte sich für ihren Lebensabend „ein ruhig Schäferhüttlein an der Pegnitz“ und erklärte sich „mit allem vergnüget, was Jesus Mir füget“. Selbstverständlich war ihr Birken bei der Suche nach einer standesgemäßen Wohnung behilflich. Ende 1679 übersiedelte sie für immer nach Nürnberg und bezog — nur wenige Schritte von ihrem Freund entfernt — im St. Egidienhof einen bescheidenen Witwensitz. Verwunderlich bleibt der Umstand, daß die Ister-Clio bei den Pegnitzschäfern keine Aufnahme gefunden hat. Welche Hemmnisse hier im Spiel waren, darüber geben weder Catharinas Briefe noch Birkens Tagebucheintragungen Aufschluß. Daß der „Innigfreund“ bereits zwei Jahre nach Catharinas Ansiedlung in Nürnberg verstarb, war für die ohnedies schon leidgeprüfte Frau ein neuer, schwer zu verwindender Schicksalsschlag!

Die zu Lebzeiten stets als kostbares Gut gehütete „Innigfreundschaft“ will Catharina Regina von Greiffenberg auch in der ewigen Verklärung nicht missen, wo sie sie aufgrund ihrer Glaubensgewißheit in endgültig geläuterter Form aufgehoben weiß. In der „9. Betrachtung Des Allerheiligisten Lebens JESU Christi“ führt sie 1693, ein Jahr vor ihrem Tod, aus: „Die überirrdische Jnnig-Freundschafft wird da so süß als unschuldig seyn/ sie wird zwey wettende Meer von Lieblichkeit und Reinigkeit haben! einen Himmel voll Freud-Wolken voll Jnnigkeits-Ubergänge/ und unaussprechlicher Süssigkeiten heegen. Die feurigsten Begierden werden gantz rein und unschuldig seyn/ aber die aller kühleste Keuschheit wird nicht hindern/ daß alles voll Flammen und Flügel ist“.

Literatur: Horst Joachim FRANK, Catharina Regina von Greiffenberg. Untersuchungen zu ihrer Persönlichkeit und Sonettdichtung (Dissertation, Hamburg 1957). Joachim KRÖLL, Catharina Regina von Greiffenberg. In: Fränkische Lebensbilder, Band 10 (1982). Heimo CERNY, Catharina Regina von Greiffenberg. Herkunft, Leben und Werk der größten deutschen Barockdichterin (Amstetten 1983). Louise GNÄDINGER, Ister-Clio, Teutsche Uranie, Coris die Tapfere Catharina Regina von Greiffenberg. Ein Porträt. In: Deutsche Literatur von Frauen, hg.von Gisela Brinker-Gabler (München 1988)

© Dr. Heimo Cerny, Amstetten (Heimo Cerny ,Ister-Clio und Silvano, Catharina Regina von Greiffenbergs und Sigmund von Birkens Innigfreundschaft.) 


Das Schloss und die Herrschaft Seisenegg sowie das steirische Kupferbergwerk erwarb in einem ersten Kaufvertrag mit den Greiffenbergs 1664 der aus einem alten katholischen tiroler Geschlecht stammende, in Rohrbach bei Haag ansässige und aus Steyr stammende Matthäus Riss Ritter von Risenfels [1606-1668]. Da dieser Vertrag aber nicht ausgeübt wurde, konnte erst sein Sohn Franz [1636-1700] in einem zweiten Kaufvertrag von 1673 und nach Ablauf des Wohnrechts für Catharina Regina von Greiffenberg 1679 Seisenegg auch tatsächlich übernehmen. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann Baptist [1638–1699] wurde Franz am 12. September 1686 von Kaiser Leopold I. in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Während die jüngere Linie zu Engelsegg (in Steyr) und Gassenegg (in St. Peter/Au) im 18. Jahrhundert erlosch, verblieb Seisenegg bis auf unsere Tage bei den Nachkommen des Franz Reichsfreiherren von Risenfels. Mit Philipp (* 1860) starb die Familie 1932 im Mannesstamm aus. Das Erbe – mittlerweile kein Fidei-Commiss mehr – blieb jahrzehntelang heftig umstritten. Eine seiner 4 Töchter war mit dem Schwiegersohn Kaiser Franz Josephs I., Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana verheiratet. Die morganatische Ehe blieb kinderlos.

Das mittlerweile nach einer Einsturzkatastrophe langsam dem Verfall preisgegebene mittelalterliche Hochschloss und Teile des Renaissancebaus wurden nach 1991 von Thomas Wassibauer und ab 2005 von Maximilian Mautner Markhof behutsam wiederhergestellt, so daß das Jahrhunderte alte Gesamtkunstwerk Burg/Schloss Seisenegg nunmehr positiven Zeiten entgegen sehen kann. Das erhalten gebliebene historische Burgarchiv mit unzähligen Dokumenten, Briefen und Verwaltungsakten wurde erst in den 1980er Jahren aus konservatorischen Gründen dem nö. Landesarchiv übergeben, wohingegen die Seisenegger Fidei-Commiss-Bibliothek noch im Jahr des Einsturzes im Buchantiquariat veräußert wurde. Heute beinhaltet sowohl die wiederhergestellte Bibliothek sowie das Schloss-Archiv zeitgenössische Archivalien und Bücher im historisch restaurierten Ambiente.

Die erste bildliche Darstellung von Seisenegg fertigte Georg Matthäus Vischer 1672 an: Hier ist die Burganlage bereits zum wohnlichen Schloss umgestaltet, obgleich die ursprüngliche Wehranlage noch deutlich erkennbar ist. Im Wesentlichen entspricht die Darstellung Vischers auch dem heutigen Aussehen des Schlosses, lediglich der vordere Rundturm ist im 19. Jahrhundert abgetragen worden, als die einheitliche klassizistische Schaufront entstand.

Eine ziemlich genaue Beschreibung Seiseneggs stammt aus einem Urbar etwa aus dem Jahr 1600:
„Erstlich das Alt und Neu Schloß Seissenegkh, welches zwei unterschiedliche Stöckh sein, mit Zimern, Säln, Cämern, Kucheln, Khellern, Gwelben, Stallungen, auch Roß Wagen und Holzhütten, Pädl, Pfisterey (= Backstube), Hoffschmidten, Röhr- und Galtprunn, dermaßen versehen und fast alles Neu erbaut, also daß auch die Röm.Khay.Mayth. (= Kaiser) sambt der Khayserl. Gemahl frauenzimmer, und ganzer Hofstatt darinnen, geschweigen fürstliche Personen nottdurfftig logiert werden kühnen. Mit zwayen Großen hochen Tyrmen, der an mit Plöch, darinnen ain Schlaguhr ist, der ander, wie auch beide Schlösser mit Zieglen gedöckht, auch andere zway rundten Tyrmen zur Wöhr versehen, dann mit ainer Aufzug Pruckh (= Ziehbrücke) , dreyen unterschiedlichen, steinen Thoren und ainen ringsumb außgefütterten zimblich tieffen Graben, darin Schwanen, Annten, Wildprädt und Hiener zum Lust und Nuzen gehalten werden künnen, wolverwartt ist.“


Im Jahre 1837 wird Seisenegg folgendermaßen beschrieben: „Ein Dorf von 32 Häusern, mit einem herrschaftlichen Schlosse und die gleichnamige Herrschaft, wovon Amstetten als die nächste Poststation bezeichnet wird. Die rechte Seite des Orts von Seiseneggerbach gehört zur Pfarre und Schule nach Viehdorf, die linke nach St. Georgen am Ypsfelde. Hier leben 46 Familien, 82 männliche, 78 weibliche Personen und 10 schulfähige Kinder. Die hiesigen Bewohner sind Handwerks- und Gewerbsleute, Bauern und Taglöhner. Als Gewerbsleute sind vorhanden: 1 Bäcker, 1 Binder, 1 Hufschmied, 2 Müller (eine jede Mühle enthält zwei Gänge), 1 Schlosser, 1 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Tischler, 1 Gastwirth und Fleischhauer, 1 Zimmermeister, dann Maurer- und Zimmergesellen. Der Viehstand zählt 13 Pferde, 14 Ochsen, 60 Kühe, 20 Schafe und 10 Schweine.

Der Ort, von Amstetten 1, von Viehdorf und St.Georgen 1/2, von Neustadl 2, von Freynstein an der Donau 3, von Blindenmarkt 1 1/4, von Kollmitzberg 1 1/2, von Grein in Oberösterreich und von Ardagger 2 Stunden [zu Fuß] entfernt, ist in einem tiefen, auf drei Seiten von waldigen Bergen begrenztem Thale situirt, in dessem Mittelpunkt auf einem länglichen und mäßigen Felsenberge sich das Schloß erhebt, wogegen der Meierhof und Getreidekasten, so wie die übrigen Häuser um das Schloß auf dem Plateau des nahen Bergholzes sich zeigen, welche die Klause, theils den Königsberg umfassen. Das Schloß ist von drei Seiten mit Wasser umgeben, wovon der Seiseneggerbach links vom Schlosse, das sogenannte Grueberbächel rechts durchfließt, welche beide den rückwärts dem Schlosse befindlichen Teich mit Wasser versehen und sich außer dem Dorfe vereinigen. Von den Gebäuden sind das Schloß, der Körnerkasten und das neue Gefangenenhaus mit Ziegeln, die übrigen aber mit Schindeln und Stroh gedeckt.“

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